Tag des Gedenkens...: 7 Genozide des 20. Jahrhunderts von denen niemand spricht

von Barbara

05 Februar 2017

Tag des Gedenkens...: 7 Genozide des 20. Jahrhunderts von denen niemand spricht

Am 27. Januar war Tag des Gedenkens um den Opfern von Auschwitz und generell den Opfern des Holocaust zu gedenken.

Wenn wir auf der einen Seite dieses Gedenken aufrecht erhalten müssen, dürfen wir auf der anderen Seite nicht die vielen anderen Genozide ignorieren, die auf diesem Planeten im 20. Jahrhundert stattgefunden haben. Es hat sich niemand darum gekümmert, das Gedenken an diese Genozide aufrecht zu erhalten.

Gemäß der Definition der UNO sind Geozide "Taten, die mit der Intention ausgeführt werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe vollständig oder teilweise zu zerstören". Hier 7 drastische Beispiele.

Die Auslöschung der Armenier

Die Auslöschung der Armenier

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Die armenische Minderheit in der Türkei wurde schon immer als Feind der Regierung angesehen (einst otomanisch, später türkisch). Sowohl aus religiöser als auch aus politischer Hinsicht. So fand der erste Genozid des 20. Jahrhunderts statt: Von 1915 ab begann die türkische Regierung Schriftsteller, Journalisten, Intellektuelle und Parlamentarier zu deportieren. Sie wurden in Massen eingesperrt und mussten lange "Todesmärsche" durch die Wüste durchstehen. Ohne Nahrung und Wasser. Insgesamt werden die Opfer auf eine Million bis zu eineinhalb Millionen geschätzt.

Nur 27 Länder erkennen diesen Genozid offiziell an. Die Türkei hat ihn bisher nicht anerkannt

Die erzwungene Hungersnot der Ukraine

Die erzwungene Hungersnot der Ukraine

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Mit dem Begriff holodomor wird ein Aushungern bezeichnet, das vom Stalin-Regime in den frühen 30er Jahren geplant und umgesetzt wurde, um die Ukraine und ihre privaten landwirtschaftlichen Betriebe zu schwächen. Die ersten, die sich auflehnten waren reiche Bauern, die kulaki, die in Arbeitslager in Sibirien deportiert wurden und dort zu tausenden starben.

Es folgte eine Verschärfung der Maßnahmen, indem man der Bevölkerung den Zugang zu Lebensmitteln verwehrte. Öfen wurde zerstört, Lebensmittel und landwirtschaftliche Gerätschaften wurden konfisziert, Todesstrafe für Lebensmittel-Diebe verhängt. Ab 1932 verschärfte sich die Situation und die ukrainische Bevölkerung begann, an Hunger zu sterben. Zunächst Kinder und alte Leute, danach alle anderen. Insgesamt zählte man zwischen 7 und 10 Millionen Opfer (ohne die Toten in den Arbeitslagern mit zu zählen).

Der Genozid wurde erst 2008 vom europäischen Parlament anerkannt. 

Die Ausrottung der Igbo in Nigeria

Die Ausrottung der Igbo in Nigeria

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1967 rief das Bolk der Igbo ihre Unabhängigkeit aus und gründete die Republik Biafra. Die Reaktion der nigerianischen Regierung ließ nicht lange auf sich warten, auch weil sich in Biafra vier Fünftel des Erdöl-Vorkommens in Nigeria befanden.

Der Konflikt dauerte ca. 3 Jahre und endete mit dem Sieg der Regierung. Die Infrastruktur in Biafra wurde zerstört und tausende Starben an Hunger und Krankheiten. Insgesamt verloren 2 Millionen Menschen das Leben und 3 Millionen Menschen flüchteten.

Noch heute wird das Volk der Igbo stark diskriminiert und es kämpft noch heute um die Anerkennung des Genozids.

Die "Säuberungen" in Kambodscha

Die "Säuberungen" in Kambodscha

Paul Mannix

Der Gennozid von Kambodscha ist vielleicht einer der am wenigsten bekannten Genozide in unserer westlichen Welt. Zwischen 1975 und 1979 besetzten die roten Khmer das Land und teilten die Bevölkerung in "das neue Volk" (umzuerziehen) "unter-Volk" und "Verräter" (zu eliminieren).

Die roten Khmer rotteten ca. zwei Millionen Kambodschaner aus (die gesamte Bevölkerung zählte weniger als 8 Millionen); Die größten Opfer waren die vietnamesischen, chinesischen und muslimischen Minderheiten, aber auch jeder der studiert hatte oder einen freien Beruf ausübte.

Bis heute wurde noch kein internationales Gericht einberufen, um diesen Völkermord anzuerkennen. 

Der Bürgerkrieg in Ruanda

Der Bürgerkrieg in Ruanda

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Wenn wir über die Geschichte von Ruanda sprechen, können wir nicht umhin, den Völkermord von 1994 anzusprechen. Die Tutsi und die Hutu, zwei rivalisierende und stark radikalie Ethnien, stritten sich um die Vorherrschaft in diesem Land. Einer der Protagonisten war aber auch Belgien, Betreuungsmacht mit Mandat der UNO. Sie unterstützten die beteiligten Völker zu ihren Gunsten.

Die internen Kämpfe kulminierten mit der Ermordung des Präsidenten der Hutu um 1994. Von diesem Moment an begann der Völkermord. Über eine Million Menschen wurden mit barbarischen Waffen wir Stöcken und Macheten tot geschlagen. Vor allem Tutsi aber auch viele Hutu, die des Verrats bezichtigt wurden. Frankreich, Großbritannien und Belgien beschränkten sich darauf, ihre Staatsbürger in Sicherheit zu bringen und überließen Ruanda ihrem Schicksal, welches mit einem Sieg der Tutsi und der Flucht der Hutu endete.

Ende 1994 wurda das internationale Strafgericht für Ruanda einberufen. Bis heute wurden nur ca. 20 Personen wegen Völkermordes verurteilt. 

Das Massaker von Srebrenica

Das Massaker von Srebrenica

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Im Rahmen des Krieges in Bosnien (1992-1995, 250.000 Tote) wird das Massaker von Srebrenica als eine der grausamsten Massenvernichtungen angesehen, die in Europa seit Ende des zweiten Weltkrieges stattgefunden haben. 

Die Serbo-bosnischen Truppen unter Ratko Mladic führten eine ethnische Säuberung durch, die als Ziel die muslimische bosnische Bevölkerung hatte. Sie drangen in die beschützte Zone ein und wählten all die Männer zwischen 14 und 65 Jahren aus. Sie alle wurden massakriert und in Massengräber geworfen. Man schätzt die Zahl auf zwischen aucht und zehntausend Kadaver.

Der internationale Gerichtshof erkannte den Vorfall 2007 als Genozid an, insbesondere aufgrund seiner religiösen Prägung. 

Der Bürgerkrieg in Darfur

Der Bürgerkrieg in Darfur

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Ab 2003 wurde der Sudan von einem blutigen Bürgerkrieg in der Region Darfur ergriffen. Es bekämpften sich die schwarze Mehrheit und die arabische Minderheit (die jedoch die Mehrheit im Rest des Sudans bildete).

Die Rolle der Regierung in diesem Konflikt ist noch nicht ganz klar, auch wenn viele sie beschuldigen, die arabischen Guerilla-Krieger unterstützt zu haben. Diese wurden janjaweed genannt (Männer auf Pferden mit Dolchen in der Hand): Sie erreichten Dörfer, brachten Männer um, vergewaltigten Frauen und vergifteten die Brunnen.

Trotz der starken ethnischen Komponente des Konflikts und der unglaublichen Anzahl der Opfer (bis heute 400.000) wurde der Genozid noch nicht offiziell anerkannt.