gebrochene Knochen, verbrannte Haut und grausige Geschichten: So war Weihnachten in der viktorianischen Zeit

von Barbara

26 Dezember 2017

gebrochene Knochen, verbrannte Haut und grausige Geschichten: So war Weihnachten in der viktorianischen Zeit
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Wenn es für euch eine grausige Vorstellung ist, die Weihnachtstage mit unbekannten Verwandten zu verbringen, die euch mit Fragen bombardieren, dann wird es euch erstaunen dass die Familien der viktorianischen Zeit genauso ihre Tage verbrachten (mehr oder weniger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts).

Wir haben aus dieser Zeit zwar auch einige Elemente geerbt, die wir heute noch an Weihnachten pflegen, wie beispielsweise den Baum, die Geschenke oder die Lieder. Aber einige der Traditionen haben es nicht bis unsere Tage geschafft.

Darunter ist das berühmte Spiel "Löwenmaul", auf Englisch "Snapdragon", das in der Winterzeit sehr in Mode war.

Die Praktiken die in diesem Text beschrieben werden, betreffen allerdings nicht notwendigerweise ALLE Familien der viktorianischen Zeit. 

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Boston Public Library/Flickr

Boston Public Library/Flickr

Das Spiel bestand darin, sich mit der Familie oder Freunden um einen Tisch zu setzen, auf dem eine große, wenig tiefe Schale, ein Becken stand. Darin wurde Ei aufgeschlagen, manchmal auch Mandeln, Eierschalen oder kleine Rosinen.

Dann wurde das ganze mit Brandy aufgefüllt bis die Eier ganz bedeckt waren. Erst dann wurde das Ganze angezündet. 

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Boston Public Library/Flickr

Boston Public Library/Flickr

Damit das ganze noch schöner wird, wurden die Lichter gedimmt, sodass die Gesichter der Spieler von den Flammen erleuchtet wurden. Nach der Reihe durfte jeder das Ei aus den Flammen nehmen und, noch brennend in den Mund nehmen um die Flammen zu löschen.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass das ganze gefährlich war, sowohl für den Mund als auch die Brandgefahr durch die Brandytropfen, die überall hin tropfen konnten. 

Das Spiel war allerdings sehr unterhaltsam und machte aus Fremden Freunde. Nichts war besser geeignet, um sich auf Weihnachten vorzubereiten als Menschen mit verbrannten Händen und schmerzendem Mund zu sehen. 

Ziggurat/Wikipedia

Ziggurat/Wikipedia

Snapdragon war nicht das einzige grausame Spiel der viktorianischen Zeit: Es gab auch noch das Blind Man's Buff, in dem einem Mann die Augen verbunden wurden und er musste die anderen fangen. Wenn euch das noch nicht grausam vorkommt, denkt dran dass es erlaubt war, die anderen Teilnehmer bei der Jagd zu Boden zu reissen (es wurde immer auch viel getrunken) und man mit gebrochenen Armen und Beinen enden konnte. Knochenbrüche waren so häufig dass man manchmal auch Ärzte und Mediziner gleich an Bord hatte.

Es gab noch viele andere Spiele während der Festtage. 

The British Library/Flickr

The British Library/Flickr

Die Weihnachtsspiele sind mittlerweile zahmer geworden. Das gleiche gilt auch für die Literatur: Das viktorianische Weihnachten war voller Magie und Mysterien. Die Märchen, die vor dem Kamin erzählt wurden, inkludierten Monster und übernatürliche Wesen, die groß und klein zu Tode erschreckten: Sicherlich ein literarisches Vermächtnis, das sich von unserem unterscheidet.

Viele der Ursprünge unserer Weihnachtsfeste gehen auf die viktorianische Zeit zurück, aber die Tradition hat sich stark geändert. Keine gebrochenen Knochen mehr, keine makaberen Geschichten. Dafür unglaublich langweilige Abende mit einschläfernden Gesprächen mit der Verwandtschaft. Vielleicht war es doch garnicht so schlecht, sich an Weihnachten die Knochen zu brechen...

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