Wir wissen jetzt, warum wir so oft blinzeln: Es dient nicht nur dem Schutz und der Befeuchtung unserer Augen

von Barbara

30 April 2024

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Wie viel wissen wir wirklich über das menschliche Sehvermögen und die an diesem Prozess beteiligten Organe? Eine Studie hat untersucht, warum wir so oft blinzeln, und dabei etwas entdeckt, das über die uns bekannten Funktionen hinausgeht.

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Wie oft blinzeln wir jeden Tag?

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Häufiges Blinzeln ist etwas völlig Normales und Natürliches, das wir alle tun. Auch wenn es sich dabei manchmal um eine freiwillige Geste handelt, etwa wenn wir „zwinkern“ oder einen Ausdruck des Erstaunens unterstreichen wollen, ist es in den meisten Fällen ein unbewusster Reflex. Eine Forschungsstudie wollte sich mit diesem Aspekt des menschlichen Auges befassen und herausfinden, ob mehr dahinter steckt, als wir bereits wissen.

Das Blinzeln macht es unmöglich, das Bild vor uns auf der Netzhaut zu sehen. Es erscheint daher seltsam, dass unsere Natur und die Evolution uns dazu gebracht haben, dies so oft zu tun. Wenn wir nicht schlafen, führen wir diesen Vorgang im Durchschnitt 3 bis 8 % der Zeit aus. Es ist bekannt, dass das Schließen der Augenlider dazu dient, die Augen feucht und geschmiert zu halten, aber das ist insgesamt viel zu viel Zeit, um anzunehmen, dass dies ihre einzige Funktion ist. So haben Forscher der Universität von Rochester, New York, nachgeforscht und entdeckt, dass das Flattern dieser Membranen noch eine weitere wichtige Rolle spielt.

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Blinzeln verbessert die Sicht

Die Augenlider sorgen nicht nur dafür, dass die Augen ausreichend feucht gehalten werden, sondern tragen auch wesentlich zu einem anderen wichtigen Mechanismus bei: Sie ermöglichen es dem Gehirn, das zu verarbeiten, was die Augen sehen - visuelle Informationen.

Michele Rucci, Professor in der Abteilung für Gehirn- und Kognitionswissenschaften, erklärt: „Durch die Modulation des visuellen Inputs, der an die Netzhaut gesendet wird, formatiert das Blinzeln der Augenlider die visuellen Informationen effektiv um und erzeugt Leuchtdichtesignale, die sich drastisch von denen unterscheiden, die wir normalerweise wahrnehmen, wenn wir auf einen Punkt in der Szene schauen.“

Um zu verstehen, wie das Blinzeln unser Sehen beeinflusst, beobachtete Rucci zusammen mit seinen Kollegen Bin Yang und Janis Intoy die Augenbewegungen und kombinierte die gesammelten Daten mit Computermodellen und Spektralanalysen der visuellen Eingangssignale.

Durch die Messung der Empfindlichkeit der Menschen für verschiedene Reize fand das Team heraus, dass Blinzeln die Sicht auf die gesamte Szene verbessert. „Wir zeigen, dass das Blinzeln die Leistung der Netzhautstimulation erhöht und dass dieser Effekt die Sicht trotz der Zeit, die durch die Exposition gegenüber der äußeren Szene verloren geht, deutlich verbessert“.

Das Sehen ist den anderen Sinnen ähnlich

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Die plötzliche Bewegung der Augenlider beim Schließen verändert die Lichtmuster, die die Netzhaut stimulieren, und erzeugt ein anderes visuelles Signal für das Gehirn als das, das es empfängt, wenn die Augen geöffnet und auf ein bestimmtes Detail konzentriert sind.

Yang, Erstautorin der Studie und Doktorandin in Ruccis Labor, erklärte: „Entgegen der allgemeinen Annahme wird die visuelle Verarbeitung durch das Blinzeln nicht gestört, sondern verbessert, wodurch der Verlust der Reizaufnahme weitgehend kompensiert wird.“

Unser Sehvermögen basiert letztlich auf einer Mischung aus sensorischem Input und motorischer Aktivität, ähnlich wie beim Hören und Riechen, wo die Wahrnehmung durch Körperbewegungen unterstützt wird, die dem Gehirn helfen, den umgebenden Raum zu verstehen.

Vor diesen Erkenntnissen ging man davon aus, dass sich das Sehen von den anderen Sinnen unterscheidet, da das Bild auf der Netzhaut ausreichend klare räumliche Informationen liefert. Dies ist jedoch nicht ganz der Fall: „Das Sehen ähnelt anderen Sinnesmodalitäten mehr, als man gemeinhin annimmt“, so Rucci.

Das Blinzeln der Augenlider dient also nicht nur der Auffrischung des Tränenfilms, sondern ist in Wirklichkeit eine Verarbeitungsphase der von uns aufgenommenen visuellen Informationen.

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