Die Tanzepidemie: Die mysteriöse Seuche, die die Menschen dazu zwang, monatelang ohne Unterlass zu tanzen

von Barbara

24 November 2021

Die Tanzepidemie: Die mysteriöse Seuche, die die Menschen dazu zwang, monatelang ohne Unterlass zu tanzen
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Noch heute, mehr als fünf Jahrhunderte später, erinnert man sich an den Ball in Straßburg, der ironischerweise als der längste Tanz der Geschichte bezeichnet wird. Das klingt nach einer guten Sache, nach einem eigenartigen und etwas folkloristischen Ereignis, aber in Wirklichkeit lief es nicht ganz so ab.

In der Tat handelt es sich um eine echte "Seuche", eine Epidemie, für die es nach all der Zeit keine plausible Erklärung gibt, die aber aufgrund ihrer Merkmale als ein wirklich einzigartiges Kapitel der Geschichte in Erinnerung bleibt. Stellen Sie sich die Situation vor: An einem heißen Sommertag geht eine Frau auf die Straße und fängt an, stundenlang unbeholfen und ziemlich komisch zu tanzen, ohne aufzuhören. Innerhalb weniger Wochen ist sie nicht mehr allein. Viele andere Menschen werden wie sie in diese frenetischen Bewegungen hineingezogen, bis die Situation so besorgniserregend wird, dass sich die Behörden gezwungen sehen, Maßnahmen zu ergreifen.

via The Guardian

Pieter Brueghel the Elder/Commons Wikimedia

Pieter Brueghel the Elder/Commons Wikimedia

Wir befinden uns in Straßburg, im Juli 1518, und der Name der ersten Frau, die an dieser unglaublichen Krankheit erkrankt ist, lautet nach den Überlieferungen Troffea. Es war diese junge Frau, die ohne Musik oder offensichtliche Motivation auf der Straße zu tanzen begann und sich krampfhaft und grotesk bewegte, bis sie erschöpft und bewusstlos auf dem Boden zusammenbrach. Als sie wieder zur Vernunft kam, tat sie genau das, was sie zuvor getan hatte, und nach ein paar Tagen war sie nicht mehr allein.

Nach und nach gingen Hunderte von Menschen in der französischen Stadt auf die Straße und verhielten sich genau so. Zuerst waren es junge Mädchen wie Troffea, aber dann schlossen sich Männer und Frauen jeden Alters dem verrückten Tanz an. Was war da los? Die Antwort auf diese Frage ist auch heute, mehr als 500 Jahre später, alles andere als klar.

Die Menschen, die von dieser "Tanzepidemie" betroffen waren, haben nie aufgehört zu tanzen - ein seltsames Phänomen, bei dem die Stadtverwaltung eingreifen musste. Viele von ihnen, die von der vielen Bewegung erschöpft waren, konnten nicht einmal überleben, aber der Drang und das Bedürfnis, sich hektisch zu bewegen, waren zu stark, um aufzuhören.

 

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Student Association/Flickr - Not the actual photo

Student Association/Flickr - Not the actual photo

Die Ärzte bezeichneten die Seuche damals als "Straßburger Tanzpest" und versuchten, sie zu erklären, indem sie das sinnlose Tanzen mit einer "Überhitzung des Blutes im Gehirn" in Verbindung brachten. Die offiziellen Verbote der Behörden in der Stadt halfen nichts: Niemand durfte musizieren, geschweige denn tanzen, und doch taten es diese Menschen weiterhin. Den Chroniken jener Zeit zufolge scheint sich die Lage in Straßburg nach etwa zwei Monaten wieder normalisiert zu haben, als die Tänzerinnen in das Sankt-Veits-Heiligtum in den Hügeln bei Saverne gebracht wurden. Dort wurden ihre erschöpften Füße in rote Schuhe gesteckt, und der Legende nach hörten die Kranken allmählich auf, sich wild zu bewegen.

Obwohl die Dynamik des Geschehens nie vollständig geklärt werden konnte, wurden im Laufe der Zeit verschiedene Hypothesen aufgestellt, die sich auf wissenschaftlichere und überprüfbare Theorien stützen. Man spricht von einer Massenpsychose, einer regelrechten Hysterie, von der große Teile der Straßburger Bevölkerung betroffen gewesen wären, die in eine Art kollektiven "Trance"-Zustand verfallen wären, losgelöst von der Realität, in der Überzeugung, dass sie irgendwie besessen seien und sich dementsprechend verhalten hätten.

Pxhere - Not the actual photo

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Die Besonderheit dieses Ereignisses reichte auf jeden Fall aus, um zahlreiche religiöse und andere Legenden zu nähren, die sich vor allem um die Figur des heiligen Vitus rankten. Es wurde gesagt, dass der Heilige, um die Sünder zu bestrafen, seinen Zorn auf diese Weise an ihnen ausließ, da die Überlebenden in keiner Weise erklären konnten, warum sie unaufhörlich weitergetanzt hatten. Die beschriebenen Symptome könnten jedoch auch mit bestimmten neuropsychiatrischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden, die durch bestimmte Bakterien ausgelöst werden, vielleicht durch den in der Gegend angebauten Weizen, der als Aktivator der Tanz- und Kollektivpsychose-Mechanismen fungiert.

Dies wurde nie bestätigt, ebenso wenig wie es seit dem Straßburger Vorfall im Jahr 1518 keinen ähnlichen Vorfall gegeben hat. Diese seltsame Epidemie bleibt also ein echtes Rätsel. Kennen Sie seine Geschichte?

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